Mein Auslandspraktikum in Sidney

Mein Auslandssemester in Sidney

Wer träumt nicht davon, Grenzen zu überwinden, neue Akzente im eigenen Leben zu setzen? Ein Auslandssemester ist für viele Studierende bereits selbstverständlich. Es gehört heute einfach dazu, einige Zeit im Ausland verbracht zu haben. Man eignet sich neben der Sprache spezielle Qualifikationen an, baut eigene Fähigkeiten aus, beweist Kreativität und Flexibilität. Für mich war bereits vor Beginn meines Mathe-Studiums klar, dass ich unbedingt ein Semester im Ausland, möglichst außerhalb der EU, studieren wollte.

Ein Auslandsaufenthalt stellt für Berufseinsteiger einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil beim Run auf rare Stellen dar. Auslandserfahrungen erschließen einem jedoch nicht nur beruflich neue Perspektiven, sondern verändern auch die Sicht auf das eigene Leben und das eigene Potential. Man beweist sich selbst etwas, indem man sich in einer fremden Umgebung neuen Herausforderungen stellt. Insbesondere, wenn man, so wie ich, in einer kleinen Stadt aufwächst und studiert. Mir war jedoch auch schnell klar, dass sich mein Wunsch nur mit einer guten Planung umsetzen lassen würde.

Sprachkenntnisse sind eine Grundvoraussetzung. Also bemühte ich mich von Anfang an, mein Englisch auf einem passablen Niveau zu halten. Neben den normalen Seminaren belegte ich fortlaufend einen Englischkurs am Sprachenzentrum meiner Uni und erwarb dort auch ein entsprechendes Zertifikat, indem ich den DAAD-Test bestand.
Meine Sprachkenntnisse reichten dann später auch völlig aus, um, nach einer kurzen Umstellung, dem Studiengeschehen an der kanadischen Universität zu folgen. Ich konnte mich sehr rasch an Seminargesprächen beteiligen und meine Hausaufgaben wurden gut bewertet.

Mein Traumland selbst habe ich schnell gefunden: Ich wollte nach Kanada. Kanada ist nicht nur ganz einfach schön, sondern weist auch einen hohen Bildungsstandard auf und ist auf dem Gebiet der Mathematik führend. Im Studienbüro bekam ich die entsprechenden Informationen und hatte Glück: Die Partneruni der Bayreuther Universität, an der ich immatrikuliert bin, ist die Cape Breton University in Sidney.

Die Beratungsmöglichkeiten an meiner Universität waren sehr umfänglich und hilfreich, so dass ich mich auch in der Planungsphase gut betreut fühlte. Außerdem gab es durch den schon länger bestehenden Austausch zwischen den beiden Universitäten bereits Erfahrungen, die ich nutzen konnte.

Für mich war es einerseits sehr günstig, dass ich an einem Austauschprogramm der Bayreuther Universität teilnehmen konnte. In Kanada fallen sonst auch erhebliche Studiengebühren an.
Andererseits war der Aufenthalt in Sidney durch das Programm auf ein Semester begrenzt und eine Verlängerung nicht möglich.

Beworben habe ich mich im Rahmen des PROMOS-Programms, das zur Förderung von Praxis- und Studienaufenthalten dient. Da ich Bafög beziehe wurde die finanzielle Förderung entsprechend angepasst. Ein Auslands-Bafög habe ich leider nicht erhalten.

In dem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf die unbedingt notwendige Planung hinweisen. Je eher man sich über alles informiert, desto besser. Es war ganz wichtig, dass ich rechtzeitig über alle notwendigen Informationen verfügen konnte, da man sich für meine Förderung nur einmal im Jahr bewerben kann.
Insgesamt ist es sinnvoll, mindestens zwei Semester vor dem Stichtag für die Abgabe der Bewerbungsunterlagen mit den Vorbereitungen für ein Auslandssemester zu beginnen. Zumal man auch entsprechende Studienleistungen nachweisen muss. Eventuell sollte man sich auch um Alternativen bemühen, falls die Erstbewerbung nicht erfolgreich ist.

Bei mir klappte es beim ersten Versuch. Die Anmeldung an der Cape Breton University erfolgte dann über das International Office meiner Uni. Die erforderlichen Unterlagen für das Austauschsemester reichte ich wiederum bei meinem International Office ein.

Um die Formalien der Einreise musste ich mich selbst kümmern. Für ein Semester in Kanada benötigt man ein Visum, das man bei der kanadischen Botschaft beantragen muss.
Unbedingt sollte man an seine Krankenversicherung denken. Es gibt in Kanada zwar Versicherungspakete für ausländische Studenten, ich habe mich jedoch, auch aus Kostengründen, für eine erweiterte Auslandskrankenversicherung bei meiner Krankenkasse entschieden.

Eine Herausforderung stellte für mich zunächst auch die Unterkunftsfrage dar. Ich bekam dann jedoch, auch mit Hilfe meiner Uni, einen Platz auf dem Campus.

Die Lebenshaltungskosten in Kanada liegen insgesamt etwas höher als bei uns in Deutschland. In den Läden sind die Nettopreise ausgewiesen, erst an der Kasse zahlt man den vollen Betrag. Alkohol gibt es nur in besonderen Liquor Stores. Die Preise liegen hier weit über den in Deutschland üblichen, auch das Essen in den Pubs ist vergleichsweise teuer.

Wichtig ist, sich rechtzeitig um Liquidität zu bemühen. Ich hatte eine Kreditkarte, mit der ich kostenlos Geld abheben konnte. Überweisungen etc. können sonst gerade im außereuropäischen Ausland sehr kostspielig sein. Hier sollte man sich noch in Deutschland von seiner Hausbank oder gegebenenfalls anderen Banken beraten lassen. Ein Konto in Sidney habe ich nicht eröffnet, so dass ich über die erforderlichen Unterlagen keine Auskunft geben kann.
Mein Handy, auf das ich nicht verzichten wollte, wurde zu einem kleinen Luxus, da die Gebühren verhältnismäßig hoch waren. Möglicherweise gibt es alternative, preisgünstigere Anbieter, die ich aber nicht genutzt habe.

In das Universitätsleben selbst habe ich mich schnell eingelebt. Ich hatte auch Glück,was soziale Kontakte betraf, da ich mich rasch mit meiner Mitbewohnerin angefreundet habe.
Das Studium selbst hatte ich mehr oder weniger noch in Bayreuth geplant: Bei uns gibt es ein sogenanntes Learning Agreement, in dem vor dem Auslandsaufenthalt festgelegt wird, welche in Kanada belegten Lehrveranstaltungen von der Universität Bayreuth anerkannt werden. Die zu belegenden Kurse wurden mit den zuständigen Dozenten im Fachbereich abgesprochen.
Mir selbst war es auch wichtig, dass durch das Auslandssemester kein Zeitverlust entsteht und ich mit meinen abschließenden Prüfungen nicht in Verzug gerate.

Insgesamt kann ich mein Auslandssemester als Erfolg werten. Sowohl fachlich als auch menschlich hat es mich weiter gebracht. Anfangs war ich etwas enttäuscht, da Sidney auch eher eine Kleinstadt ist, aber letztlich war das für mich ganz gut, da ich mich auf mein Studium und die neue Umwelt besser konzentrieren konnte. Letztlich waren es ja nur knapp sechs Monate, die ich in Kanada verbracht habe. Keine so lange Zeit.

Ein Auslandsaufenthalt ist aber nach meinen Erfahrungen eine tolle Ergänzung zur Schul- und Universitätsausbildung: Den eingefahrenen Alltag einmal hinter sich lassen und wirklich Neues entdecken, das lässt sich mit einem Auslandssemester in jedem Fall realisieren. Gerade während des Studiums hat man noch die Zeit und den Raum sich frei zu bewegen. Später ist so ein Auslandsaufenthalt vielleicht gar nicht mehr möglich.